Socrates ODL Projekt





Dieser Abschnitt des Projekts beschäftigt sich mit der Verwendung von Programmen zur Dynamischen Geometrie. Nach einer Einführung ist dieser Abschnitt in drei Teile geteilt, jeder Teil mit einer Folge von Musteraufgaben:

Einführung
1. Arbeiten mit Dreiecken
2. Besondere Punkte und Linien im Dreieck
3. Arbeiten mit Spiegelungen

Finden Sie heraus, wer die Mitglieder der Gruppe Dynamische Geometrie waren.

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Einführung

Der Geometrieunterricht befindet sich seit längerem in vielen Ländern der EU auf dem Rückzug, der Mathematikunterricht in der Sekundarstufe I ist vom Arbeiten mit Zahlen dominiert. An diesem Zustand ist der Geometrieunterricht selbst nicht schuldlos. Die Anhänger der Kongruenzgeometrie übertrieben kniffligste Konstruktionsaufgaben, die Abbildungsgeometrie als Kind der Strukturmathemathematik scheiterte in der Schulpraxis.

Der Einsatz von Taschenrechnern und Computern hat den Geometrieunterricht zunächst wenig beeinflußt. Mit den Geometrieprogrammen der ersten Generation konnte man zunächst (nur) konstruieren wie mit Zirkel und Lineal/ Geodreieck. Nachdem die erste Faszination des Computers nachgelassen hatte, stellte sich zwangsläufig die Frage, warum man eigentlich solch einen Aufwand betreibt, wenn man mit Zirkel und Lineal/ Geodreieck das gleiche erreicht.

Die zweite Generation der Geometrieprogramme ermöglicht es nun, dynamisch zu konstruieren. Es gibt einen Zugmodus, in dem man einmal konstruierte Figuren an Basisobjekten variieren kann und dabei geometrische Beziehungen zwischen konstruierten Objekten beibehält. Auf diese Weise konstruiert man nicht nur eine einzelne Figur, sondern eine ganze Klasse von Figuren und kann deren Eigenschaften (was ändert sich, was bleibt erhalten) studieren. So erhält man viele geometrische Sätze als Invarianzeigenschaften.

Desweiteren ist es möglich, die Programme Konstruktionen lernen zu lassen. Einmal durchgeführte komplexe Konstruktionen können als Makros abgespeichert werden und stehen dann als neue Befehle zur Verfügung. So können im Unterricht nun Konstruktionen durchgeführt werden, die früher aus Zeitgründen oder Komplexitätsgründen nicht möglich waren.

Aus der Beweglichkeit der Basisobjekte ergibt sich auch noch die Möglichkeit, bestimmte Punkte Ortslinien zeichnen zu lassen und diese dann weiter zu untersuchen.

Diese drei Fähigkeiten (Beweglichkeit, Lernfähigkeit und Ortslinien) bedeuten einen großen qualitativen Sprung. Viele wesentliche Fragestellungen, die bisher der elementaren Schulgeometrie verschlossen waren, können plötzlich behandelt werden, neue Welten tun sich auf.

Besonders zu betonen ist, daß mit den dynamischen Geometrieprogrammen neue Arbeitsformen ermöglicht werden. Ein experimentieller Ansatz wird möglich und typisch als Beginn, das Ausprobieren und Vermuten wird zum fundamentalen Bestandteil des Unterrichtens und erhält als Vorstufe zum Beweisen eine neue, bisher nicht gekannte Qualität.

Darüber hinaus kann bei geeigneter Aufgabenstellung individuelles Lernen mit eigener Arbeitsgeschwindigkeit möglich werden. Durch ein höheres Maß an Eigenaktivität (als im herkömmlichen Geometrieunterricht) wird die Motivation zum Lernen positiv beeinflußt. Die Schülerinnen und Schüler lernen im Sinne der Grundbildung in den neuen Technologien, den Computer als geeignetes Werkzeuge zu nutzen und einzusetzen. Sie haben Freude am exakten Aussehen der Figuren auf dem Bildschirm und im Ausdruck, an den graphischen Gestaltungsmöglichkeiten und an den gelungenen Lösungen.

Die Reihenfolge der getätigten Arbeitsschritte kann bei den meisten Programmen als eine Art Konstruktionsbeschreibung am Bildschirm abgerufen werden. Dies eröffnet auch weitere didaktische Möglichkeiten. Bei einigen Programmen kann man in einer Rückblende die Konstruktion nochmals schrittweise ablaufen lassen.

Es gibt mittlerweile zahlreiche dynamische Geometrieprogramme für DOS, Windows und MacIntosh (Cabri, Geometers Sketchpad, Euklid, Geolog, Thales: Weitere Informationen). Sie unterscheiden sich durch unterschiedliche Schwerpunktsetzungen, Umfang und Leistungsfähigkeit sowie durch eine verschieden lange und intensive Einarbeitungszeit. Sie folgen aber derselben grundlegenden Philosophie und besitzen alle oben beschriebenen Eigenschaften.

Man sollte aber keinesfalls darauf verzichten, die grundlegenden Konstruktionen auch mit Zirkel und Lineal/ Geodreieck durchzuführen. Die Nutzung eines dynamischen Geometriesystems kann als willkommene, wertvolle Ergänzung zu einem wie bisher gehaltvollen Geometrieunterricht gesehen werden. Die Schülerinnen und Schüler sollten auch erst dann die zusammengesetzten Konstruktionsbefehle wie Mittelsenkrechte, Parallele usw. am Computer einsetzen, wenn die entsprechenden Konstruktionen per Hand behandelt und geübt wurden. Tätigkeiten wie falten, schneiden und Umgang mit Zirkel, Lineal und Geodreieck sind wesentlich für die Entwicklung geometrischen Verständnisses und dürfen nicht übergangen werden. Der Computer kann dies nicht ersetzen, wohl aber darauf aufbauen.

Oft wird den Geometrieprogrammen entgegengehalten, daß sie das Beweisbedürfnis verringern. Dabei wird aber übersehen, daß viele der im Schulunterricht bearbeiteten Beweise mehr der Beruhigung des Gewissens des Lehrers dienen als dem Verständnis der Schülerinnen und Schüler. Gerade durch einen geschickten Einsatz dynamischer Geometrieprogramme kann man jetzt klassische Beweise einsichtig und besser nachvollziehbar machen. Darüberhinaus entsteht sicherlich auch kein unabwendbarer Schaden, wenn man bestimmte den Schülerinnen und Schülern offensichtliche Invarianzen eben als offensichtlich akzeptiert und die gewonnene Zeit nutzt, anderen Fragen auf den Grund zu gehen. Derer gibt es genug, denn aufgrund der Fähigkeiten dynamischer Geometrieprogramme kommt man nun auf höherer Ebene zu Problemen, die bisher dem Geometrieunterricht verschlossen blieben. Auch ist die "Beweiskultur" in den verschiedenen europäischen Ländern durchaus unterschiedlich ausgeprägt. In Deutschland ist es z. B. unumstritten, daß man alle geometrischen Sätze beweisen sollte und es ist weitgehend verpönt, sich auf Plausibilitätsüberlegungen oder gar Beispiele zu beschränken. So unbestritten dies in Deutschland ist, so extrem ist es im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, in denen nur wenig oder kaum im Schulunterricht bewiesen wird. In einer vergleichenden Untersuchung zum Mathematikunterricht im englischen und deutschen Schulwesen von G. Kaiser, Kassel heisst es dazu:

"Die Unterschiede im Theorieverständnis zwischen englischem und deutschem Mathematikunterricht zeigen sich auch in der Stellung des Beweisens im Mathematikunterricht.

Im deutschen Gymnasialunterricht kommt Beweisen eine recht hohe Bedeutung zu ... . Insbesondere das Themengebiet Geometrie ist ein Bereich, in dem die Durchführung von Beweisen einen hohen Stellenwert einnimmt und meist exemplarisch geübt wird; dabei ist auch der Aufweis der Beweisbedürftigkeit zentral. Beweise werden aufgrund ihrer Komplexität meist im stark gelenkten Unterrichtsgespräch durchgeführt.

Im englischen Mathematikunterricht nehmen Beweise einen geringen Stellenwert ein, und zwar sowohl im selektiven wie im nicht-selektiven Schulsektor. So werden Sätze häfig experimentell entdeckt und dann auch entsprechend beispielgebunden überprüft, wobei zwischen beispielgebundener Überprüfung und Beweis häufig nicht von den Lehrpersonen im Unterricht unterschieden wird. Dies führt u.a. dazu, dass die Lernenden in ihren eigenen mathematischen Untersuchungen ("Investigations") nach einer beispielgebundenen Überprüfung ihrer entwickelten Formel bzw. Lösung die Arbeit beenden und nur selten einen allgemeinen Begründungsversuch durchführen. Dem geringen Stellenwert von Beweisen korrespondiert, daß mathematische Sätze und Regeln von der Lehrperson häufig einfach mitgeteilt werden, ohne Ansätze zur Begründung."


Für andere europäische Länder sieht es ähnlich aus, soweit sich das nach den persönlichen Erfahrungen der am Projekt teilnehmenden Lehrer beurteilen läßt, es liegt aber noch keine wissenschaftlich abgesicherte Untersuchung auf gesamt-europäischer Ebene vor.

Die vorgestellten Aufgaben versuchen da einen Mittelweg zu gehen, indem man beispielorientiert und experimentell beginnt und das Zug um Zug verallgemeinert und letztendlich zu Beweisen hinführt. Wem dies von nationalen Gepflogenheiten her oder für seine Schulform zu weit geht, der kann ja auf entsprechende Aufgabenteile verzichten.

Bei den Aufgaben wurde zum einen darauf geachtet, daß die Themen in vielen EU-Ländern unterichtet werden müssen bzw. können. Hier gab es zu unserer Überraschung deutliche Unterschiede in sowohl Themen als auch in Methoden! Zum anderen wurde darauf geachtet, daß sie mit allen gängigen dynamischen Geometrie-Programmen bearbeitet werden können. Es geht es hier nicht darum, die in einzelnen Punkten unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten und Handhabungsweisen herauszustellen. Es gilt zu zeigen, daß und wie man mit all diesen Programmen gemeinsam neue Wege im Geometrieunterricht beschreiten kann.

Die Schwierigkeit der Beispiele reicht von leicht verständlichen Einstiegsbeispielen bis zu relativ schwierigen und komplexen Aufgabestellungen mit realem Hintergrund. Es soll aufgezeigt werden, daß dem Einfallsreichtum bei der Nutzung dynamischer Geometriesysteme nahezu keine Grenze gesetzt ist.

Ein eher ungewohnter Anwendungsbereich ist das Ziehen und Bewegen von Körpern im 3D-Bereich. Wenn auch keine automatischen Anpassungen an die Sichtbarkeit (verdeckte Kanten) möglich sind, gibt es doch eine Reihe von Beispielen, die das räumliche Vorstellungsvermögen schulen und unterstützen können. Dies ist besonders wichtig, weil bei diesem wichtigen Aspekt die ebene Schulgeometrie versagt. Die Raumanschauung ist im täglichen Leben wichtig, aber die Raumgeometrie wird in der Schule oft nur unzureichend behandelt. Auch hier gibt es gravierende Unterschiede in den einzelnen Ländern; Österreich ist da Vorreiter bei der Wiederbelebung der Raumgeometrie.

Die Zeichnungen in den nachfolgenden Aufgaben wurden mit Euklid erstellt (Ausnahme: Beispiel 1.4, Version mit Strahlen mit Geometers Sketchpad). Lösungsfiguren werden in den WWW-Seiten zu Cabri (DOS und Mac), Geometers Sketchpad (Mac und Windows), Geolog (DOS und Windows) und Euklid (Windows) angeboten.

Von Euklid wird auch eine Shareware-Version zur Verfügung gestellt, mit der alle Aufgaben bearbeitet werden können. Es sei jedoch ausdrücklich daraufhingewiesen, daß diese nicht für den Einsatz in Schulen gedacht ist; dafür muß eine Schullizenz erworben werden.

Abschließend noch etwas zu den Schreibweisen. Diese unterscheiden sich teilweise von Land zu Land. In den Aufgaben wurden Schreibweisen und Bezeichnungen benutzt, die international weitgehend gängig sind (auch wenn in einigen Ländern zwischen Strecke und Gerade oft nicht unterschieden wird).

Punkt, Eckpunkt: A, B;
Strecke zwischen A und B: AB oder a, b;
Streckenzug von A über B nach C: ABC;
Gerade durch A und B: AB oder g, h;
Figuren (z. B. Dreieck): ABC;
Winkel mit dem Scheitelpunkt B und den Schenkelpunkten A und C: <ABC.

Die Streckenlängen werden in cm gemessen, die Winkel in Grad.

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Literatur

Cabri Geometre:

Schumann, H.: Schulgeometrisches Konstruieren mit dem Computer. Metzler + Teubner, Stuttgart 1991.

Henn, H.-W.; Jock, W.: Arbeitsbuch CABRI Geometre. DÜMMLERbuch 4574

Diskette mit allen Lösungen: DÜMMLERbuch 45742

Lugon, S.; Chastellain, M.; Atzbach, R.:Cabricolages. Cornelsen

Ziegler, Th.: Computerunterstützter Geometrieunterricht mit CabriGéomètre. Kongruenzgeometrie in der Sekundarstufe I. Duisburg: CoMetVerlag 1993.

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Geolog:

Weth, T.: Arbeitsbuch Geolog. DÜMMLERbuch 4582

Elschenbroich, H.-J.: Geometrie beweglich mit Geolog. DÜMMLERbuch 4556

Diskette mit allen Lösungen: DÜMMLERbuch 45561

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Euklid:

Elschenbroich, H.-J.: Geometrie beweglich mit Euklid. DÜMMLERbuch 4558

Diskette mit allen Lösungen und der Shareware-Version von Euklid: DÜMMLERbuch 45581

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Alternatively, download the shareware version.

Thales:

Neidhardt, W./ Wurm, C.: Arbeitsbuch THALES. DÜMMLERbuch 4551

Diskette mit allen Lösungen: DÜMMLERbuch 45596

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Geometer's Sketchpad:

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